Rüdiger Sareika †

Ruediger Sareika 2006Rüdiger Sareika ist am 30. August 2023 verstorben. Er war auf der Mitgliederversammlung am 1. Juni 1998 im Literaturhaus Berlin in den Vorstand der Internationalen Peter Weiss-Gesellschaft gewählt worden und seitdem, ein Vierteljahrhundert, eine große Stütze des Vorstands und der Gesellschaft insgesamt. Nach dem Studium der Germanistik und Soziologie an der TU Braunschweig und der Universität des Saarlandes wurde er1980 mit einer damals bahnbrechenden Arbeit mit dem Titel „Die Dritte Welt in der westdeutschen Literatur der sechziger Jahre“ in Saarbrücken promoviert und war ab 1981 Studienleiter der Evangelischen Akademie zunächst in Iserlohn, danach in Villigst, seit 2001 auch Kulturbeauftragter der Landeskirche von Westfalen.

In der Akademie baute er den Arbeitsbereich „Interkultur“ auf und organisierte u.a. 20 Leseseminare und mehrere Tagungen zu Peter Weiss und zur „Ästhetik des Widerstands“. Auch nach seiner Pensionierung 2012 blieb er der Kulturarbeit in seiner Heimatgemeinde sowie in der IPWG treu, wie wir noch in den letzten Ausgaben der „Notizblätter“ und des „Peter Weiss Jahrbuchs“ lesen können. Wir verlieren einen großartigen Menschen, der in Konflikten immer gerecht zu vermitteln wusste, einen inspirierenden Ideenlieferanten und einen guten Freund. Unser Beileid gilt vor allem seinen beiden Töchtern, die im April dieses Jahres bereits ihre Mutter verloren haben.

Foto: Rüdiger Sareika bei einer Tagung in Bochum 2006 (2. v. l.), Urheberin: Anja Schnabel

Nachruf der Heimatgemeinde
Nachruf der Evangelischen Akademie

Aktuelle und innovative Perspektiven zu Peter Weiss

Die Internationale Peter Weiss-Gesellschaft und das Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn veranstalten am 19. und 20. Mai 2023 eine Tagung, auf der Nachwuchswissenschaftler:innen ihre aktuellen und innovativen Perspektiven zu Peter Weiss vorstellen und austauschen sollen. Erfahrene Wissenschaftler:innen werden dabei als Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Es wird insbesondere auch um die Frage gehen, wie Peter Weiss‘ Werk aus neueren Perspektive zu erschließen ist.

Aktuelle und innovative Perspektiven zu Peter Weiss

Der Autor Peter Weiss gehört zu den bedeutendsten der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur. Seine avantgardistische Prosa, sein Revolutionsdrama Marat/Sade, sein Auschwitz-Drama Die Ermittlung, sein Engagement für die Befreiungsbewegungen der damals sogenannten Dritten Welt und nicht zuletzt sein Roman Die Ästhetik des Widerstands gehören zum inneren Kern des Kanons deutschsprachiger Nachkriegsliteratur.

Die Internationale Peter Weiss-Gesellschaft und das Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn veranstalten am 19. und 20. Mai 2023 eine Tagung, auf der Nachwuchswissenschaftler:innen ihre aktuellen und innovativen Perspektiven zu Peter Weiss vorstellen und austauschen sollen. Erfahrene Wissenschaftler:innen werden dabei als Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Es wird insbesondere auch um die Frage gehen, wie Peter Weiss aus neueren Perspektiven, etwa der Intermedialitätsforschung, der Inter- und Transkulturalitätsforschung sowie aus postkolonialer Perspektive oder anderen aktuellen politischen Fragestellungen und neu gelesen werden kann. Folgende Sektionen sind geplant:

1) Neue politische Perspektiven auf das Werk von Peter Weiss: Wie sehen wir Peter Weiss im Kontext aktueller Debatten um Neoliberalismus, Globalisierung, Prekariat und Internationalismus?
2) Das Gedächtnis der Shoah: Wie lässt sich das Werk von Peter Weiss im aktuellen Kontext dieser Debatte verorten?
3) Intermediale Perspektiven: Wie lassen sich Literatur, bildende Kunst und Film aus heutiger Sicht im Werk von Peter Weiss in Verbindung bringen?
4) Bezüge zu anderen Autor:innen und Künstler:innen: Diese wurden bisher nur punktuell erforscht, etwa in Bezug auf den Surrealismus und den Existenzialismus. Gibt es hier neue Erkenntnisse oder neue Perspektiven?
5) Literaturdidaktische Perspektiven: Mit einigen Texten ist Peter Weiss im aktuellen Deutschunterricht vertreten, ohne dass bisher eine systematische literaturdidaktische Reflexion seines Werkes zu erkennen ist. Welche Ansätze lassen ich in diesem Bereich entwickeln?

Vorschläge für Vorträge (ca. 30 Minuten) erbitten wir mit einem Exposé (eine Seite) und kurzen Informationen über die Verfasser:innen bis zum 31. Januar 2023. Wir können eine Beteiligung an den Kosten für Mobilität und Aufenthalt anbieten. Angebote an Michael Hofmann (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!), Lothar van Laak (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) und Arnd Beise (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).

„Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird“ bei Regensburg

Die freie Gruppe Laabertheater in der Marktgemeinde Laaber bei Regensburg zeigt Weiss‘ Moritat Wie dem Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wird ab dem 25. Februar 2023 in der Aula der Grundschule Laaber. Nähere Informationen

Medienberichte

Aufführungen des „Marat/Sade“ in Waltrop und Recklinghausen

Die „Marat/Sade“-Inszenierung des Theaters Gegendruck ist in einer Wiederaufnahme am 24. Februar 2023, 20.00 Uhr, im Jugendzentrum Yahoo Waltrop und am 18. März 2023, 19.30 Uhr, im Theater im Atelierhaus Recklinghausen zu sehen. „Marat/Sade“ bringt die Französische Revolution auf die Bühne, gespielt von den Insassen der Heilanstalt Charenton: Das turbulente Stück von Peter Weiss knüpft an die Tradition des Volkstheaters an. Es ist ein wilder Mix aus Tragödie und Farce, aus „Theater im Theater“ und historischem Drama.

Nähere Informationen zum Spielplan finden Sie auf der Homepage von Theater Gegendruck unter Termine.

Sonderausgabe der Zeitschrift „New German Critique“

Aus Anlass des Erscheinens der englischen Übersetzung des zweiten Bandes von Peter Weiss‘ Die Ästhetik des Widerstands bei Duke University Press haben Kai Evers, Julia Hell und Seth Howes im November 2022 eine Sonderausgabe der Zeitschrift „New German Critique“ herausgegeben, die neue, an aktuellen Fragestellungen orientierte Lesarten des Romans bietet.

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