Das Peter Weiss Jahrbuch
für Literatur, Kunst und Politik im 20. und 21. Jahrhundert
Programmatisches Editorial des Peter Weiss Jahrbuchs
Band 1, 1992 bis Band 7, 1998 Opladen: Westdeutscher Verlag; ab Band 8, 1999 Sankt Ingbert: Röhrig Universitätsverlag.
Das Peter Weiss Jahrbuch (PWJ) versteht sich als Forum der Forschung und Diskussion über das Leben und Werk des Schriftstellers, Malers und Filmemachers Peter Weiss (1916-82), aber auch über solche Werke, Personen und Probleme, die wie Peter Weiss einen bedeutenden Anteil an den künstlerischen und politischen Entwürfen des zwanzigsten Jahrhunderts hatten und dabei die politische Verantwortung der Kunst mit einer Sensibilität für innovative künstlerische Ausdrucksformen, nicht zuletzt mit den Experimenten der Avantgarde, verbanden.
Peter Weiss wurde als Sohn eines aus der Slowakei stammenden jüdischen Textilkaufmanns und einer aus dem Alemannischen kommenden Mutter in Nowawes bei Berlin geboren, verbrachte Kindheit und Jugend in Bremen und Berlin, Lehr- und Wanderjahre im Tessin und in Prag, die Emigration in London und lebte schließlich mit schwedischem Pass in Stockholm, unterbrochen von längeren Aufenthalten in Paris und Berlin und von Reisen in die Dritte Welt. In seinen Ölgemälden, Zeichnungen und Collagen, in seinen Experimental- und Dokumentarfilmen, in seinen surrealistischen Prosatexten und den autobiographischen Erzählungen, in seinen politischen und dokumentarischen Dramen mit dem Welterfolg des Marat/Sade (1964), in seinen öffentlichen Bekenntnissen zur Verantwortung des Schriftstellers und schließlich in seinem summum opus, der Ästhetik des Widerstands, hat Weiss versucht, die genuinen Möglichkeiten der Kunst von der Antike über das Mittelalter bis zur klassischen Moderne und zur Avantgarde mit den Erkenntnissen der Psychoanalyse und der moralischen Verpflichtung nach Auschwitz und Schoah zu verbinden und öffentlich und streitbar Stellung zu beziehen zu den großen Epochenwidersprüchen des 20. Jahrhunderts, dem Gegensatz zwischen Kapitalismus und Sozialismus, Faschismus und Stalinismus, Kolonialismus und Dritter Welt, Ost und West, Bundesrepublik und DDR, dem Auseinanderfallen von Widerstand und Exil, Unterdrückung und Schuld, Moral und Macht, politischer und künstlerischer Avantgarde. Ganz im Sinne von Peter Weiss werden seine Person und sein Werk nicht als Gegenstand kritikloser Bewunderung angesehen, sondern als eine Herausforderung zur Diskussion, bei der neue historische Erfahrungen neue Bewertungen und neue Einschätzungen ergeben können. Unser Jahrbuch öffnet sich ausdrücklich gegenüber Autoren und Texten, die in Literatur und Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts ähnliche Fragestellungen wie Peter Weiss bearbeitet haben, auch wenn diese zu anderen Schlussfolgerungen gekommen sind.
Das PWJ erscheint seit 1991 jährlich im Umfang von ca. 160 Seiten mit den ständigen Rubriken „Archiv“ (Erstveröffentlichungen von Peter Weiss aus dem Nachlass), „Dossier“ (Dokumentationen und Recherchen zu Werk und Wirkung von Peter Weiss), „Analyse“ (wissenschaftliche Aufsätze und Essays zu Peter Weiss und anderen Autoren/Themen) und „Kritik“ (Rezensionen zu Neuerscheinungen zu Peter Weiss und zu anderen Autoren/Themen).
Herausgegeben von Arnd Beise und Michael Hofmann in Verbindung mit der Internationalen Peter Weiss-Gesellschaft.
Zu künftigen Bänden vgl. unter Call for Papers. Zur Webseite des Röhrig Universitätsverlags.