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Hinweise 2013

"Die Ermittlung" am TAM Krefeld

TAMDas Krefelder Theater am Marienplatz brachte am 6. Dezember 2013 als Szenische Lesung aus Anlass des 50. Jahrestags des Beginns der Frankfurter Auschwitz-Prozesse das Stück Die Ermittlung – Oratorium in 11 Gesängen auf die Bühne. Darin thematisiert der Dramatiker Peter Weiss den ersten Frankfurter Auschwitzprozess (1963-1965), an dem er als Zuschauer häufig teilnahm. Zur Ergänzung seiner Notizen während des Strafprozesses halfen ihm vor allem die Artikel des FAZ-Redakteurs Bernd Naumann, in denen die authentischen Dialoge vieler Verhandlungsabschnitte wiedergegeben wurden.

Das Stück, welches 1965 an mehreren Bühnen in Ost- und Westdeutschland simultan uraufgeführt wurde, ist eine rhythmisierte Collage, für die der Autor Hunderte von Aussagen der 18 Angeklagten und 409 Zeugen, der Verteidiger, Staatsanwälte und Nebenkläger herausfilterte und verdichtete. »Dieses Konzentrat soll nichts anderes enthalten als Fakten, wie sie bei der Gerichtsverhandlung zur Sprache kamen. Ich habe das Stück auch für mich selbst geschrieben. Um mir darüber klar zu werden, was da geschehen ist« (Peter Weiss).

Weitere Aufführungen am 13.12. und 20.12.2013, freitags 22:00 Uhr. Nähere Informationen

Foto: Sciarinen (CC BY-SA 3.0)

Siehe zum 50. Jahrestag des Beginns der Frankfurter Auschwitz-Prozesse und zu Peter Weiss' Theaterstück Die Ermittlung auch: Lazar Backovic, "Wer den Stock berührte, kam ins Gas", in: einestages (Spiegel Online), 18.12.2013

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Prozess Auschwitz Peter Weiss

Prozess Auschwitz Frankfurt 2013Aus Anlass des 50. Jahrestages des Frankfurter Auschwitz-Prozesses werden das Frankfurter Autorentheater und das Gallustheater eine szenische Collage aus dem Werk von Peter Weiss uraufführen: Texte aus Die Ermittlung, Meine Ortschaft, Inferno und Ästhetik des Widerstands zeigen den vielschichtigen Blick von Peter Weiss auf den Auschwitz-Komplex.

Die Inszenierung wird Collage auch durch Verwendung unterschiedlichster theatraler Mittel sein. Hauptdarsteller: Edgar M. Böhlke; Barbara Englert; Anette Kohler-Welge (Performance). Regie: Ulrich Meckler (Mitglied der IPWG), Bühnenbild: Clemens Teichmann

Aufführungen am 6., 7. und 8. November 2013 um 20 Uhr im Gallustheater Frankfurt a. M., Kleyerstr. 15, Ort eines der letzten KZ in Deutschland in den Adlerwerken und benachbart dem Ort des Auschwitz-Prozesses. Informationen unter 069/53098256 (Ulrich Meckler)

Weitere Aufführungen voraussichtlich am 28. Februar und 1. März 2014 im Gallustheater, Kleyerstr. 15, Frankfurt

Auf dem Foto: Edgar M. Böhlke als Dante/Weiss und Barbara Englert als Vergil/Kulturestablishment (Inferno-Teil).

Begleitprogramm zur Aufführung

  • Dienstag, 15. Oktober 2013, 20.00 Uhr im Club Voltaire Frankfurt a. M., Kleine Hochstraße 5: Prozess Auschwitz Peter Weiss. Auschwitz und das Schweigen darüber in der BRD waren zentrale Themen von Peter Weiss, vom Frühwerk bis zu seinem Stück „Die Ermittlung“. Eine Werkstatt mit Texten und Bildern, vorbereitet von Ulrich Meckler
  • Freitag, 25. Oktober 2013, 20.00 Uhr, Denkbar, Spohrstraße 46, Frankfurt a. M. (Veranstaltungsort geändert!): Revolution im Irrenhaus? Peter Brook: Marat/Sade (1967). Filmgespräch mit Dr. Karlheinz Braun, dem damaligen Lektor von Peter Weiss beim Suhrkamp-Verlag
  • Freitag, 13. Dezember 2013, 20.00 Uhr, Denkbar, Spohrstraße 46, Frankfurt a. M. (Veranstaltungsort geändert!): Prof. Dr. Alfons Soellner, Berlin, zum Thema: Peter Weiss und die Deutschen

Flyer s2c

Foto-Dokumentation des Theaterprojekts

Theaterkritiken

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Pergamon und der Engel der Geschichte (Vortrag)

Am Mittwoch, dem 6. November 2013 hält Prof. Dr. Jürgen Schutte um 19.00 Uhr im Peter-Weiss-Haus, Doberaner Straße 21 in 18057 Rostock einen Vortrag zum Thema "Pergamon und der Engel der Geschichte". Nähere Informationen

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IPWG-Jahresmitgliederversammlung 2013

Die Jahresmitgliederversammlung 2013 der IPWG wird im Rahmen der Peter Weiss-Woche am Sonnabend, dem 2. November 2013 um 16.00 Uhr im Möckelsaal des Peter-Weiss-Hauses in der Doberaner Straße 21 in Rostock stattfinden. Wir werden in der mecklenburgischen Kulturmetropole an der Ostsee zu Gast sein, die sich bereits zu Weiss' Lebzeiten in besonderem Maß der Pflege von Weiss' dramatischem Werk verschrieben hatte. Gäste sind herzlich willkommen.

Anschließend werden wir um 19.00 Uhr eine szenische Performance mit der vielfach ausgezeichneten und im DACH-Raum viel gespielten kroatischen Dramatikerin Ivana Sajko an selber Stelle besuchen. Im Fokus werden die Szenen mit Apfel aus Sajkos Trilogie des Ungehorsams stehen, ein im Auftrag des Stadttheaters Bern entstandenes Werk. In dem Kurzdrama ist der Apfel eine Nationalflagge im Garten Eden, um die in einem erbitterten Krieg hart gekämpft wird. Die szenische Performance wird musikalisch von Alen Sinkauz und Nenad Sinkauz begleitet.

Sajko gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Südosteuropas und als politische Autorin, deren vielschichtige Texte im Zusammenhang mit der jüngsten osteuropäischen Geschichte zu lesen sind. Analogien zum Werk von Peter Weiss sind sowohl im Hinblick auf die geopolitische Perspektive vieler von Sajkos Bühnentexten als auch hinsichtlich mancher der von ihr gewählten literarischen Verfahren erkennbar. Nähere Informationen

Vorab-Hinweis

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Gunilla Palmstierna-Weiss' Memoiren

Am 31. Oktober 2013 wird Gunilla Palmstierna-Weiss in der Bonniers Konsthall der Stockholmer Bonnier-Verlagsgruppe ihr Buch Minnets Spelplats (dt.: Spielstätte der Erinnerung) vorstellen. Die schwedische Bildhauerin, Bühnenbildnerin und Autorin schildert in dem Band ihre Kindheit im besetzten Holland während des Krieges und das Bohème-Leben unter jungen Künstlern in der Altstadt von Stockholm in den 1950er Jahren. Als Bühnenbildnerin für Theater und Oper arbeitete sie mit namhaften Regisseuren wie Ingmar Bergman, Peter Brook, Fritz Kortner und Götz Friedrich zusammen.
 
Während der Buchvorstellung, die um 17 Uhr beginnt, wird eine Diashow zu sehen sein, die Gunilla Palmstierna-Weiss' Sohn Mikael Sylwan entworfen hat und die mit Musik von Palmstierna-Weiss' Neffen Philippe Boix-Vives unterlegt ist.
 
Im Rahmen einer Lesereise wird die Autorin in mehreren schwedischen Städten sowie im Radio aus ihren Memoiren vortragen, darunter am 13. November 2013 im Bokcafé Pilgatan in Umeå, am 4. Februar 2014 im Judiska museet in Stockholm, im Juli 2014 in Göteborg und am 1. August 2014 in der Sendung „Sommar i P1“ in Sveriges Radio, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Schwedens. Nähere Informationen in den IPWG-Notizblättern Nr. 37 und 38, im Kalender von Bonniers Konsthall oder auf der Verlagswebseite zum Buch
 
Gunilla Palmstierna-Weiss: Minnets Spelplats. Stockholm: Albert Bonniers 2013. ISBN: 978-9-100125-98-1. Preis: 219 Kronen (etwa 25 Euro)
 
Rezensionen

Weitere Kritiken in: Upsala Nya Tidning, Folkbladet, Östran, Örnsköldsviks Allehanda, Expressen

ISBN:

9789100125981

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Weiss-Projekt „Sammlungen. Gehende sprechen“ erhält Förderpreis

Dem szenischen Projekt Sammlungen. Gehende sprechen der freien Szene wurde der 2013 erstmals von Mainz und Wiesbaden gemeinsam vergebene "Förderpreis Darstellende Kunst" zugesprochen. Das Preisgeld für das künstlerische Vorhaben beträgt 5.000 Euro. Mareike Buchmann, Robert Krajnik, Mirko Danihel, Sebastian Weiss und Brandstifter bilden ein künstlerisches Team aus Mainz-Wiesbaden, das in Anlehnung an Peter Weiss' Text Das Gespräch der drei Gehenden den inneren Monolog in eine szenische Bewegung umsetzen will, die sich von der einen in die andere Stadt vollzieht. Dabei sollen Elemente der Performance, des Tanzes und des Theaters verknüpft werden zu einem „Verwirklichungsakt der Brückenüberquerung“, an der sich das Publikum beteiligen kann. Nähere Informationen zum Projekt

Berichte

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Staatliches Schulseminar spielt "Marat/Sade"

Das Staatliche Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (GWHS) im baden-württembergischen Meckenbeuren zeigt im Rahmen seines 12. theaterpädagogischen Kurses 2012/13 vom 5. bis 14. Juli 2013 im Kulturschuppen Meckenbeuren Marat/Sade. Nähere Informationen

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Peter Weiss-Produktion PASSAGE am 18. Juni wieder zu sehen

PassageNach erfolgreichen Aufführungen in Bochum und Recklinghausen ist die Produktion PASSAGE. Drei Stücke aus „Die Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiss des Theaters Gegendruck am 18. Juni 2013 wieder zu sehen: im IG Metall-Bildungszentrum Sprockhövel, 19.30 Uhr.
In der Theaterfassung von drei Episoden aus dem Jahrhundertroman von Peter Weiss wirken unter anderem der Schauspieler Andreas Weißert und die Performerin und Tänzerin Janne Gregor mit. Die Original-Bühnenmusik spielte die internationale Jazz-Formation DAS KAPITAL ein.
„(Die) fantastisch aufeinander eingespielte Darstellertruppe verdichtet all dies sehr atmosphärisch, um im Ruhrfestspielhaus schließlich ein tief bewegtes Publikum zu hinterlassen.“ (Recklinghäuser Zeitung vom 10.10.12)
Näheres unter Termine unter: www.theater-gegendruck.de

Foto: Norbert Kriener

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Uraufführung: Vom Buch zur Bühne

Eine filmische Dokumentation der Entstehung der Uraufführungsinszenierung „Die Ästhetik des Widerstands“ am Schauspiel Essen, Montag, 22. April 2013, 20.15 Uhr im Astra Theater, Teichstraße 2, Essen

Wie viel Ästhetik darf sich Widerstand erlauben? Wie viel Kunst braucht ein Mensch, um gegen die Verlockungen der Gewalt anzukämpfen? Die Wuppertaler Filmemacher René Jeuckens und Grischa Windus der Produktionsfirma Siegersbusch haben die Entstehung der Uraufführungsinszenierung Die Ästhetik des Widerstands am Schauspiel Essen mit der Kamera begleitet. In ihrer Dokumentation Uraufführung: Vom Buch zur Bühne, die am Montag, dem 22. April in der Reihe TheaterKino im Essener Astra Theater erstmals gezeigt wird, gewähren sie interessante Einblicke in den Proben- und Entwicklungsprozess dieser ungewöhnlichen Theaterproduktion.

Sie waren auch dabei, als Regisseur Thomas Krupa Gunilla Weiss, die Witwe des 1982 verstorbenen Autors, traf, und sie lassen verschiedene Schauspieler ihre persönliche Auseinandersetzung mit dem Stoff beschreiben. Entstanden ist ein Film, in dem Theater- und Filmschaffende gemeinsam der Frage nachgehen, welche Bedeutung Kultur in unserer heutigen Gesellschaft noch hat. Schauspiel EssenEssener Filmkunsttheater

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Wiederaufnahme der "Ästhetik des Widerstands" am Schauspiel Essen

Foto: Thilo BeuAm Schauspiel Essen wird am Donnerstag, dem 18. April 2013, die Inszenierung der Bühnenfassung von Die Ästhetik des Widerstands in einer gekürzten Fassung wiederaufgenommen (Premiere war am 24. Mai 2012). Die Bühnenbearbeitung haben Dramaturg Tilman Neuffer und Regisseur Thomas Krupa vorgenommen.

Regie: Thomas Krupa
Dramaturgie: Tilman Neuffer
Bühne, Kostüme, Videografie: Jana Findeklee, Joki Tewes, Andreas Jander  
Musik: Mark Polscher

Spanien, Paris, Stockholm: Das sind die Stationen des Exils, die ein junger Berliner Arbeiter in den Jahren 1937 bis 1945 im Widerstand gegen den Hitlerfaschismus zurücklegt. Peter Weiss schickt teils frei erfundene, teils historisch authentische Personen auf eine surreale Reise durch eine sich auflösende Welt. Er erzählt dabei nicht nur von den Konflikten innerhalb des linken antifaschistischen Widerstands und davon, wie das Leben im Untergrund die Menschen geformt, sie deformiert hat, sondern auch von der Bedeutung von Kunst-Erfahrung, von Ästhetik für den gemeinsamen politischen Kampf.

Der Roman ist gleichsam eine Schule der Wahrnehmung des Widerstands und dessen kollektiver Erinnerung, die er als verdrängte Geschichte sinnlich erfahrbar macht. Der Roman zeigt, was für eine wichtige Rolle Kunst für die demokratische Entwicklung einer Gesellschaft spielt. Und wie überlebensnotwendig eine Kultur, die Diskussion und Widersprüche zulässt, nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern auch für diejenige ist, die sich wie zurzeit in Nordafrika erst demokratische Freiheiten erkämpfen muss.

Probentrailer: YouTube, Produktionsgespräch: YouTube

Stück-Information, siehe auch PWJ 21 (2012), S. 63–92, sowie Notizblätter Nr. 38, S. 5. Fotograf: Thilo Beu

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Ursendung: "Abschied von den Eltern" auf Bayern 2

Mit Robert Stadlober

Ungekürzte Audiofassung. Komposition: The Notwist, Regie: Karl Bruckmaier
BR 2013, Länge:  93'/97'/102'. Nähere Informationen: Bayern 2; von der IPWG in PWJ 20/2011, S. 163 angeregt.

Sendetermine (Bayern 2)

Teil1: Freitag, 12. April 2013, 21:03 bis 23:00 Uhr
Teil 2: Freitag, 19. April 2013, 21:03 bis 23:00 Uhr
Teil 3: Freitag, 26. April 2013, 21:03 bis 23:00 Uhr

Als Podcast verfügbar: Download in 6 Teilen zur Ursendung.
Die Audiofassung erschien am 2. September 2013 zugleich als Hörbuch im Hörverlag.

Der Tod der Eltern wird für den Erzähler in Peter Weiss’ autobiografischer Prosa Auslöser zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Abschied von den Eltern, erstmals1961 erschienen, handelt von dem Zauber und den Abgründen der Kindheit, von den schmerzhaften Prozessen des Wachsens, der unausweichlichen Loslösung von Vater und Mutter, der Suche nach einem eigenen Leben. Sprunghaft und dennoch kunstvoll gewebt, mit einer gleichermaßen soghaften wie präzisen Sprache breitet Weiss ein Netz aus Momentaufnahmen aus und entwirft eine Ausdeutung seiner Vergangenheit, die in seine Entwicklung zum Künstler mündet.

Der Erzähler berichtet von der frühen Kindheit und den ersten prägenden Eindrücken seiner Heimatstadt, schildert die sublimen Machtspiele unter Kindern und seine ersten sexuellen Erfahrungen. Er berichtet von Friederle, dem Nachbarsjungen, der ihn beständig drangsaliert und darüber, wie ausgeschlossen er sich nicht nur gegenüber Gleichaltrigen, sondern auch innerhalb seiner Familie fühlt. Die Beziehungslosigkeit der autoritären Eltern und ihre unantastbare Dominanz erzeugen für ihn den Eindruck als Fremder unter Fremden zu leben und den Wunsch nach Wärme und Zugehörigkeit. Als die geliebte Schwester Margit stirbt, beginnt für ihn die allmähliche Auflösung seiner Familie, die begleitet wird durch die lange Flucht vor den Nationalsozialisten ins schwedische Exil über London und Prag. Schließlich führt die Möglichkeit, eigene Ausdrucksformen in Malerei und Literatur zu finden, zu freiheitlicher Selbstbestimmung und innerer Unabhängigkeit. Eine Entwicklung, der seine Eltern durch eine Lehre im Warenhaus vergeblich versuchen, entgegen zu wirken. „Und die Unruhe, die jetzt begonnen hatte, ließ sich nicht mehr eindämmen, nach Wochen und Monaten langsamer innerer Veränderungen, nach Rückfällen in Schwäche und Mutlosigkeit, nahm ich Abschied von den Eltern.“

Abschied von den Eltern erscheint als erster Teil einer autobiografischen Künstlerprosa, die in Fluchtpunkt (1962) ihre Fortsetzung findet. Obwohl Peter Weiss immer sehr nah an seinen persönlichen Erfahrungen bleibt, bekommen seine Schilderungen etwas entwicklungspsychologisch Allgemeingültiges. Gleichzeitig schafft er durch die differenzierte Beschreibung des Einflusses von Familie auf das Individuum auch eine kritische Betrachtung des konservativen Bürgertums Mitte des 20. Jahrhunderts, wodurch seine Erzählung zu einem wichtigen Werk für die Jugendprotestbewegung von 1968 wurde. Die Stimmung der hier ungekürzten Audiofassung der Erzählung wird auch durch den Sound der Independent Band „The Notwist“ zur Geltung gebracht. Grundlage für die musikalischen Intermezzi sind acht Collagen, die Peter Weiss 1962 zu Abschied von den Eltern angefertigt hat, um die Geschichte mit anderen Mitteln noch einmal zu erzählen.

Rezension

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Filmpremiere "VidaExtra" mit Weiss-Texten in Argentinien

VidaExtraAm Donnerstag, dem 11. April 2013 hat die Produktion VidaExtrades galicischen Filmemachers Ramiro Ledo Cordeiro beim unabhängigen argentinischen Filmfestival "15 BAFICI" (Buenos Aires Festival Internacional de Cine Independiente) in Buenos Aires Premiere. Ledo verknüpft in seinem rund eineinhalbstündigen Film, der in der Sparte "Panorama" vorgestellt wird, Ausschnitte aus Weiss' Ästhetik des Widerstands mit den Ereignissen um die Staatsschulden- und Bankenkrise im Euroraum.

Im Herbst 2010 besetzte eine Gruppe von Aktivisten das Gebäude der Banco Español de Crédito in Barcelona. Die Diskussionen der Bank-Besetzer werden mit ausgewählten Sequenzen aus Weiss' Roman, in deren Mittelpunkt die Figuren Hans Coppi, Horst Heilmann, Karin Boye und Charlotte Bischoff stehen, kontrastiert. Weitere Aufführungen: 16. und 21. April 2013. ramiroledo.com. 15 BAFICI. Trailer bei vimeo (galicisch)

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Auschwitz-Gedenktag mit Lesung in Landau

Zur Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz lädt die Stadt Landau in der Pfalz am Sonntag, dem 27. Januar 2013, um 11.00 Uhr zu einer Gedenkstunde in die Kapelle des Hauptfriedhofs Landau ein. Nach einführenden Worten von Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer und Prof. Dr. Wolfgang Pauly steht eine Lesung von Texten des Schriftstellers Peter Weiss im Mittelpunkt der Gedenkfeier. Mitglieder der Theatergruppe des Eduard-Spranger-Gymnasiums lesen aus seinem Werk Die Ermittlung. Nähere Informationen

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Komposition "Ästhetik des Widerstands I" uraufgeführt

Genwandhaus LeipzigAm Gewandhaus Leipzig wurde am 16. Januar 2013 ein Werk des wenige Tage später verstorbenen Avantgarde-Komponisten Friedrich Schenker uraufgeführt, das auf Fragmente aus Weiss' dreiteiligem Hauptwerk zurückgreift: Ästhetik des Widerstandes I für Bassklarinette und Ensemble (Streichquartett, Flöte, Klavier, Schlagzeug). Die Komposition entstand im Auftrag des Gewandhauses Leipzig. Nähere Informationen

Eine letzte Komposition Schenkers hieß Ästhetik des Widerstands II, wie die "Junge Welt" berichtet: "Das zweite Werk für Sopran, Kontrabaß, Posaune und Orgel ist äußerst ernst und trifft die empfindlichsten Nerven. 'Flügel zum Schrei aufgerissene Lippen schreiten, stampfen, Hiebe schwerer Waffen rollen gepanzerter Räder Bündel geschleuderter Blitze…', so lautet eine Textstelle." (junge Welt, 12. Februar 2013)

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"Marat/Sade" am Stadttheater Gießen

Das Stadttheater Gießen bereitet eine Inszenierung von Weiss' Schauspiel Marat/Sade vor (Regie: Klaus Hemmerle). Die Premiere im Großen Haus ist auf den 12. Januar 2013 angesetzt.

Ein Wort ist zurückgekehrt in unseren Sprachschatz: Revolution. Seit den späten 1980er Jahren sehen wir überall auf der Welt Despoten stürzen – selten friedlich, zumeist nach langen und blutigen Kämpfen. Leichen werden zur Schau gestellt, Paläste erstürmt, Übergangsregierungen gebildet. Doch was kommt danach? Ein geeintes Land, eine neue Staatengemeinschaft, ein Systemwechsel oder doch nur das alte Chaos? Fragen, die schon die Französische Revolution aufgeworfen hat. Weiss‘ Drama, vor knapp einem halben Jahrhundert veröffentlicht, zeichnet nach, wie einem politischen Frühling eine neue Eiszeit folgt. Während Marat mit allen Mitteln an der einmal als richtig erkannten Position festhält, lässt sein hedonistischer Kontrahent de Sade jede revolutionäre Hoffnung fahren. Am Ende einer absurden Höllenfahrt, die Weiss mit ungewöhnlichen Theatermitteln in Szene setzt, steht ein entschlossener Weckruf an das Publikum: „Wann werdet ihr sehen lernen / Wann werdet ihr endlich verstehen“. Der Gießener Student Georg Büchner lässt grüßen. Nähere Informationen

Theaterkritiken