Peter Weiss – Filmabend zu einer möglichen Theaterästhetik des Widerstands
Im Mittelpunkt dieses Filmabends zu Peter Weiss‘ Theater sollen drei seiner Stücke stehen, die seine politische und ästhetische Entwicklung nachvollziehbar machen: In seiner Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution – dem Theaterstück Marat/Sade (1964) – ließ er den Revolutionär Jean-Paul Marat und den individualistisch-libertären Marquis de Sade ihre politischen Ideale ausfechten, womit das Stück die Konfliktlinien der Neuen Linken um eine kollektive versus subjektive Emanzipation vorwegnahm. Der Gesang vom Lusitanischen Popanz (1967) befasste sich mit der Kolonialisierung von Angola und Mozambique durch Portugal. Der neue Prozeß (1983) schließlich stellt das letzte von Weiss verfasste Theaterstück dar: eine Adaption Franz Kafkas, die sich mit der politischen Rolle von Kunstschaffenden im Kapitalismus auseinandersetzt. Damit löste sich Weiss zuletzt vom konkreten historischen Material und der direkten Intervention.
Für die Annäherung an diese Stücke und Weiss‘ politische Theaterästhetik wird der Stuttgarter Künstler Peter Schmidt an diesem Abend Filme zeigen, die er aus Bühnenbildern und Skizzen von Gunilla Palmstierna-Weiss ursprünglich als eine Virtual-Reality-Umgebung schuf. Darin spitzt er das Weiss’sche Theater zu und arbeitet die politischen Kernaussagen heraus. Begleitet werden die Filme von einem Vortrag von Ludwig Winter, in dem anhand der Theaterstücke der biografische, politische und formalästhetische Werdegang von Weiss nachgezeichnet wird: vom Fragesteller zu einer politischen Radikalisierung und inhaltlichen Konkretisierung bis hin zu seiner Abrechnung mit dem Kunst- und Kulturbetrieb überhaupt.
Veranstaltungsort und -zeit: translib, Goetzstraße 7, Leipzig, Samstag, 21. September 2024, 19:00-23:00 Uhr